Samstag, 6. September 2014

Hunderttausend Perlen

Heute Vormittag ließ sich die Sonne nicht blicken. Dicke Wolken trieben heran. Es fing an, leicht zu regnen. Mein Bad im Meer mußte ich wohl verschieben. Aber vielleicht war es nur ein kurzer Schauer? Leider ging es nun erst so richtig los. Selbst auf der Terasse konnte man nicht mehr sitzen ohne eine Extradusche abzubekommen.
Gerade als ich die Terassentür schließen will, höre ich einige Stimmen vom Meer, die ausgelassen lachten. Vom Meer? Was machen die da eigentlich? Was gibt es lustiges an einem Regenschauer? Die Antwort war simpel: Drei junge Damen badeten im Meer und hatten offenbar einen riesen Spaß dabei. 


Eigenartig, dachte ich, woran man so alles seinen Spaß haben kann. Doch schon ein paar Momente später erinnerte ich mich an meine Kindheit. Ich war etwa 12. Wir hatten Sommerferien und ich wollte mit zwei Freunden zum See fahren und baden. Kurz vor unserem Ziel gab es ein ordentliches Gewitter.  Wir stellen uns unter. Als Blitz und Donner langsam aber sicher abzogen, überlegten wir, wie es wäre,  trotzdem jetzt baden zu gehen.  Gut es regnete noch, aber das störte uns nicht. Immerhin war der Strand nur wenige Minuten entfernt.  Gesagt getan. Wir schwangen uns auf unsere Fahrräder und am Strand liefen wir johlend in Wasser. Bespritzten uns. Kreischten vor Freude. Die Luft hatte sich stark abgekühlt und der Regen auf unserer Haut tat das seinige. Aber das Wasser, das Wasser war angenehm warm geblieben. Da konnte man es schon aushalten.  Es war ein so ungewöhnliches Gefühl und wir hatten einen solchen Spaß, daß mir dieses Erlebnis heute nach einigen Jahrzehnten immer noch sehr lebhaft in Erinnerung ist.

In diesem Moment dachte ich mir: Wenn die Mädels so einen Spaß haben, wird's mir sicher auch gefallen. Schon hatte ich die Badehose an und lief hinaus in den Regen. Gut, diese Himmelsdusche fühlte sich schon ziemlich kühl an. Aber irgendwie war's auch interessant den Regen auf der nackten Haut zu spüren. Auf den Schultern, dem Kopf, in den Haaren und wie dann kleine Bäche über Bauch und Rücken an mir herunterrieselten. Meine Gedanken an Kälte wurden so regelrecht weggespült. Ich mußte lachen. Es fühlte sich irgendwie komisch an, vollkommen ungewöhnlich. Bin ich nicht irgendwie etwas kindisch, hier mitten im strömenden Regen zum Meer zu laufen? Ja, dachte ich, bin ich! Und mußte wieder lachen. Ich lief weiter zum Strand und ins Wasser, schwamm mit vollen Zügen hinaus. Die Badenixen waren nicht mehr zu sehen. Schade! Das Kichern und Lachen hätte wunderbar zum Regen gepaßt. 

Nun traf der Regen nur noch meinen Kopf, rann über die Augen nach unten. Die Wellen waren ganz sanft, das Wasser erstaunlich warm. Ein wirklich ungewöhnliches aber durchaus angenehmes Gefühl. Ich hielt an, stellte mich hin, um einfach dem Regen zu zusehen. Die Tropfen schlugen auf dem Meer auf. Und wenn dies direkt vor der eigenen Nase geschieht, so ist das eine ganz besondere Perspektive.  

Wer würde schon bei strömenden Regen auf die Idee kommen,  sich auf den Fußboden zu legen, um zu sehen, wie die einzelnen Tropfen in einer Pfütze einschlagen?

Wie ungewöhnlich diese Perspektive war, wurde mir schnell klar. Ich sah, daß die Tropfen nicht einfach ins Meer fallen. Nein, sie werden an der Meeresoberflächen reflektiert,  d.h. zurückgeschleudert etwa in eine Höhe von 1 - 2 cm. Hier verharren sie für einen kurzen Moment. Der Wechsel der Richtung läßt den Tropfen schweben und formt ihn zu einer perfekten Kugel. Wobei - Kugel trifft es nicht ganz. Perle wäre besser.  Denn der Tropfen glänzt und sieht einfach wundervoll aus. Aber es ist nicht nur eine Perle, es sind tausende, nein zehntausende! Welch ein Anblick! Vollkommen unerwartet und wunderschön!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen